Ligakarussell, Schachkarneval und irgendwie auch Frühlingsfest

Am gestrigen Nachmittag bestritten wir ein Auswärtsspiel beim SK32 in Hiltrup. Auf den Spielbericht, den ich nun formulieren soll, habe ich mich seit gestern um 20.16h gefreut. WAR. DAS. GEIL. Auch wenn am Ende nur ein 4 zu 4 verbucht wurde, war es ein ebenso turbulenter wie auch bemerkenswerter Nachmittag mit einem gefühlten Auswärtssieg in Münsters Süden.

Nachfolgend die Chronologie der Ereignisse.

Stefan traf an Brett 5 auf einen Stammspieler der 7. Mannschaft, dem dieser einen Sizilianer anbot. Dieser entwickelte sich abseits der Theorie zu einem Ringen um die Dominanz auf der H- bzw. G-Linie. Beide versuchten Druck zu machen. Über die Verteidigungssorgen verlor Stefan leider zunächst einen zu deckenden wichtigen Bauern aus den Augen – und machte aufgrund der Verärgerung über dessen Verlust im Anschluss einen Patzer, der ihn einen Springer kosten sollte. Die Fassungslosigkeit über diese zwei Fehler in Folge stand ihm auch Stunden nach der Partie noch ins Gesicht geschrieben: Hey, passiert halt mal. Next time better.

An Brett 6 hatte Rob diesmal einen jüngeren Gegenspieler, der sich für einen Italiener entschied. Bereits in der Eröffnung jedoch machte Rob einen (sackdummen) Fehlgriff, der ihn die Rochade kostete. Glücklicherweise fand er im Anschluss brauchbare Verteidigungszüge. Merke: Ein Bauer minus ist nicht schön, aber kein Untergang. Eine Ungenauigkeit konnte Rob dann zum Abtausch nutzen und ein gut positionierter Springer bedeutete erst das Ende aller Rochadewünsche des Weissen, und dann, nach einem Patzer, auch das Ende eines weißen Turms. Im Fortgang der Partie spielte Rob weitgehend fehlerfrei, baute den Qualitätsvorteil schrittweise aus und sicherte sich mit einer hübschen Pointe den Sieg.

Georg fiel an Brett 8 eine sehr schwierige Aufgabe zu – er trat gegen einen starken Nachwuchsspieler aus der Jugend des SK an, der Georgs vielleicht etwas zu defensive Spielweise bestrafte und im Mittelspiel einen kollossalen Königsangriff startete. Eine zentral positionierte Dame löste Probleme an allen Ecken aus, die schließlich nur unter schlimmen Materialverlust (Turm) abzuwehren waren. Als die Niederlage hinter der schwer gerupften Königsstellung bereits am Horizont erkennbar war, gab Georg gesichtswahrend auf. Schade, es sah lange ausgeglichen aus.

An Brett 4 ergab sich für Eckhard ein intensives Gefecht gegen einen erfahrenen Haudegen des SK. In einer verwickelten Stellung rechnete sich Eckhard Chancen auf einen Springer aus. Er stürzte sich in eine mehrzügige taktische Abwicklung, in der er leider nicht alle Zweige durchgerechnet hatte. Sein Gegner fand die Lösung (er musste natürlich auch nicht ganz so viel rechnen) – und so hatte nicht der SKler, sondern unser lieber Eckhard am Ende einen Offizier eingebüßt. Mist. Danach war die Partie zwar gekippt, aber Eckhard kämpfte. Zum Schluss fast mit bloßen Händen, dann gab er auf. Merke: manchem Gegner kann man ein X nicht für ein Y vormachen. 😉

1:3 zur Halbzeit um 18.30h.

Erstes echtes Highlight war Lars Sieg an Brett 7. Er hatte es mit einem ebenso lang gedienten Spieler des SK zu tun wie Stefan. In einer intensiv geführten Partie mit wechselseitigen Nadelstichen und blauen Flecken fand Lars schließlich im Zentrum eine Stellung, die sein Kontrahent offenbar unterschätzte. Glanzvoll herbeigespielt und ausgesprochen lukrativ kostete den SKler die nun entstehende Drohung die Dame. Trotz Gegendrohung auf Lars‘ Dame war die nun entstandene Stellung zwingend gewonnen. Das war nicht einfach zu sehen: Gratulation! Aufgabe – und nur noch 2:3.

Zweites Highlight: Raphaels Sieg an Brett 1. Auch hier saß ihm ein Stammspieler des SK gegenüber. Dieser war offenbar ein Materialfreund und jagte Raphaels Bauern hinterher wie der Landwirtschaftsminister höchstpersönlich. Figuren wurden also getauscht, getauscht, getauscht. So weit, so ausgeglichen. Raphael lag einen Bauern hinten. „Scheiss drauf!“ um mal unser Brett 1 zu zitieren. Warum der SKler dann allerdings die Dame zum Tausch anbot? Sein Geheimnis. Dies entschied die Partie. Ein Freibauer drohte im Zentrum durchzubrechen, der schwarze König blieb an diesen geknechtet, während Raphaels König tun und lassen konnte, was er wollte. Das tat Raphael dann auch – und gewann die Partie (P.S. ein Remisangebot hatte der Gegner einige Züge zuvor angelehnt).

Für die Bücher: 3:3 um 19.15 Uhr.

Wenige Minuten später hatte sich Andreas an Brett 3 mit konzentrierter Vorarbeit eine sehr vorteilhafte Stellung gegen einen zähen Gegner erspielt. Ein Bauernkeil drückte. Am Damenflügel offenes Spiel. Und im 39. Zug noch mehr als zwei Minuten auf der Uhr. Save, baby. Läuft! Tik. Tak. Tik. Tak. Tik. Tak. Noch 1 Minute 20. Tik .Tak. Tik. Tak. Hey, Andreas, wake up? Tik. Tak. Tik. Tak. Nur noch 30 Sekunden. Andreas, zieh endlich. Tik. Tak. Tik. Tak. Tik. 10. Tak. 9- Tik… Ihr könnt es Euch denken. Verloren auf Zeit. So ein Mist.

4:3 für den SK um 19.30 Uhr.

Es war also an Leo an Brett 2 das Ruder noch einmal herum zu reissen. Hier sah es allerdings nicht ganz so gut für uns aus. Leo lag einen Bauer hinten und der SKler konnte sich in einer unklaren Stellung aussuchen, wo er Schach geben oder Bauern abgrasen wollte. Leo fand trotzdem schnell gute Züge und entschlüpfte ein um’s andere Mal. Hierbei hatte er die Uhr offenbar deutlich besser im Blick, denn irgendwann schmolz die Zeitreserve des SKlers immer schneller – und ausgleichende Gerechtigkeit: Er verlor auf Zeit! Da half auch lautes Lamentieren und Protestieren nicht – es gab genug Zeugen, die das Ablaufen der Uhr im Auge hatten. Eine etwas unangenehme Reaktion des Gegenspielers, um ehrlich zu sein.

Mannschaftsremis um 20.15h zum Abschluss – und ein guter Tabellenplatz 3.

Sauber, Jungs!